Hallo ihr Lieben,
lange habe ich nichts mehr von mir hören lassen. Ich arbeite relativ viel. Dann mache ich natürlich sonst nicht viel. Das Ganze ist nämlich relativ anstrengend. Ich gehe spät ins Bett (wenn ich zu mache bin ich um zwei Uhr fertig) und stehe spät auf. Es kann gut sein, dass ich am nächsten Tag wieder um zwölf anfange. Da bleibt nicht viel Zeit für sonst irgendwas. Aber inzwischen habe ich wenigstens auch eine Lederhose. Und auch ganz tolle Kniestrümpfe mit blauem Band. Juhu. Die Teile sind so nervig und alleine die Bänder da rein zu fudeln dauert eine halbe Ewigkeit.
Merkwürdig finde ich auch, dass es für mich hier das Selbstverständlichste ist, eine Lederhose zu tragen, eine Kleidung, die in einem bestimmten Teil meiner Heimat Tradition ist. Und trotzdem würde ich mich in Deutschland verkleidet fühlen, sobald ich eine Lederhose trage.
Mir ist aufgefallen, dass alle, die bei uns arbeiten sehr hübsch sind, oder zumindest ein ansprechendes Äußeres haben. Das ist in der Gastronomie wahrscheinlich normal, aber bei uns ist es echt auffällig. Alle, die nicht sooo gut aussehen sind in der Küche oder am Pass. Unsere Arbeitskleidung geht auch nur bis Größe 38. Wenn man bedenkt, dass ich in 36 passe, ist das nicht viel. In Australien ist eben alles etwas mehr aufs Äußere bedacht.
Gestern sind wir mit den Mädels von der Arbeit Essen gegangen. Wir leben ja alle relativ sparsam und arbeiten viel. Aber manchmal muss man sich auch mal was gönnen. Wir sind dann mit einem Auto in einen schicken Vorort gefahren und haben uns ein italienisches Restaurant ausgesucht. Die sind hier, im Vergleich zu Deutschland, eine echte Rarität. Ich glaube, wir haben den Kellner etwas genervt. So ist das mit fünf Mädels. Was soll man nehmen? Wie viel? Ist das gut? Kann ich das mit dem haben? Kannst du ein Foto machen? Oh, noch eins, meine Haare sind nicht richtig. So ging das die ganze Zeit. Im Endeffekt waren wir dann aber glücklich. Ich kann gar nicht sagen, wie gut mir der Abend getan hat. Es hat so viel Spaß gemacht. Wir haben so viel gelacht. Und obwohl ich mit den Menschen arbeite, kann ich meine Freizeit mit ihnen verbringen.
Heute waren wir dann am Strand auf Bribie Island. Ich habe euch mal festgehalten, wo das ist. Übrigens gegenüber von Moreton Island, wo ich letzte Woche war. Wir sind dann mit Bier im Kofferraum, offenen Fenstern, lauter Musik und viel guter Laune in Richtung Strand. Es ist einfach kaum zu glauben, dass man eine Stunde aus der Stadt heraus den schönsten Strand überhaupt vor der Nase hat. Und noch erstaunlicher ist für mich, dass dort niemand zu finden ist. Weil es einfach für australische Verhältnisse normal ist. Leider waren wir nicht wirklich viel im Meer, weil anscheinend ein Quallenschwarm von der Strömung erfasst wurde. Und das ist kein Spaß.
Trotzdem war der Tag so schön. In solchen Momenten möchte ich mit niemandem tauschen. Ich bereue es wirklich nicht, hierhin gekommen zu sein. Es macht so viel Spaß. Obwohl ich einen relativ anstrengenden Arbeitsalltag habe (zumindest für mich) habe ich einen Ausgleich. Ich fühle mich so wohl, wenn ich hier durch die Straßen laufe. Und ich mag die Leute so gerne. Bei Gelegenheit werde ich euch vielleicht mal ein zwei Leute näher vorstellen, mit denen ich den ganzen Tag verbringe.
Es ist nicht so, als würde ich mein Zuhause nicht vermissen. Aber im Moment würde ich mir wünschen, dass ein Flugzeug mit all meinen Freunden und meiner Familie hier ankommt. Das wäre perfekt.
Morgen fange ich wieder an zu Arbeiten.
Fühlt euch alle ganz dolle gedrückt!
Johanna
myyearwithoutwinter 